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Die Auflösung ist abgewendet

OZ Bericht und Bild von  Stephanie Kuntermann vom 17. Sept. 2024:

Gesangverein „Eintracht“ Fahrenbach: Im zweiten Anlauf neuen Vorstand gewählt. Kommendes Jahr wird der Verein 125 Jahre alt

Die Erleichterung ist dem neu gewählten „Eintracht“-Vorstand um Steffen Arnold (hinten, Dritter von links) anzusehen.

 

Fahrenbach.  Am Ende steht Erleichterung; die Mitglieder ziehen am frisch gewählten Vorstand vorbei und schütteln Hände. Gerade mal eine halbe Stunde hat es gedauert, den neuen Vorstand des Gesangvereins ,,Eintracht“ Fahrenbach zu wählen – allerdings scheiterte der Verein damit schon einmal, nachdem die bisherige Mannschaft ihren Rücktritt erklärt hatte. Nach langen Vorgesprächen, in die sich unter  anderem der langjährige Vereinschef Winfried Lannert einbrachte, nach Beratungen und Planungen ist das nun der zweite Anlauf – die Auflösung des Vereins steht drohend im Hintergrund, und angesichts dessen und des im kommenden Jahr bevorstehenden großen Jubiläums legen alle eine Schippe drauf, um dem Namen ihres Vereins auch Ehre zu machen.

 

Versammlung im März gescheitert

Allerdings zeigen sich Misstöne beim Beginn der Versammlung. ,,Wir hören nichts dahinten“, tönt es aus den Tiefen des Sitzungssaals im Rathaus, und so wird das bereits Gesagte in größerer Lautstärke wiederholt.

Es werden Mitglieder für Ämter vorgeschlagen, die die Kandidatur ablehnen, und gerade in den hinteren Reihen sieht man frustrierte Gesichter. Zurück zum Beginn: Der scheidende Vorsitzende Martin Steinmann blickt noch einmal auf die gescheiterte Versammlung im März zurück; damals hatte er erklärt, das Amt aus persönlichen und familiären Gründen nicht weiteführen zu können, und versichert: ,,Es hat sich ein Team zusammen gefunden und nach Lösungen gesucht.“

Er schlägt Ortsvorsteher Heribert Koch als Wahlleiter und den bisherigen Schatzmeister Steffen Arnold als Kandidaten für das Amt des Vorsitzenden vor.  Zwei Enthaltungen, ansonsten Einigkeit, lautet das Votum, das dem Verein wieder eine Spitze  verschafft. Als ,,Vize“ wird der bisherige Amtsinhaber Siegfried Bauer vorgeschlagen, die Wahl aber wegen Beschwerden über die schlechte Akustik wiederholt; die als Gegenkandidatin vorgeschlagene Ursula Braun will nicht antreten, und so wird Bauer im zweiten Durchgang wiedergewählt. Schneller geht es bei Schriftführer Volker Bitsch mit einstimmigen  Ergebnis; Steinmann  übernimmt den Posten des Schatzmeisters – drei Enthaltungen und ansonsten Zustimmung gibt es für ihn, und der neue alte Pressewart  Herbert Picker wird ebenso gewählt wie Notenwart und EDV-Betreuer Heinrich Braun und Kinderchor-Wartin Conny Rotter.

Mehr Augenmerk auf Frauenchor

Beim nächsten Posten, der Vertreterin des Frauenchors, zeigt sich, wo der Hund begraben liegt, denn es sind vier Frauen, die sich gemeinsam für das Amt aufstellen lassen. Sie wollten es ,,als Kleeblatt“ ausführen, erklären Anneliese Marx, Anneliese Uloth, Brigitte Selonke und Ursula Braun, und Koch gibt wieder, was sein Eindruck nach einem Vorgespräch war:  ,,Vom Frauenchor kam die Kritik, dass es zu wenig Kommunikation zwischen den Frauen und dem Vorstand gab.“ Zugleich äußert er sich skeptisch gegenüber dem ,,Kleeblatt“-Plan: ,,Das Modell funktioniert nicht, wenn nicht eine den Hut auftrat.“

,,Die Ursel“ solle das sein, wird einige Wortmeldungen später beschlossen, und so wird dann auch abgestimmt. Barbara Wanke wird Notenwartin, Maria Becker und Roland Kittel prüfen die Kasse – ein weiterer Kandidat wird benannt, zieht sich wegen des großen Interesses aber zurück.

„Arbeit geht jetzt erst los“

Arnold hat das Signal gehört und gibt auch gleich eine entsprechende Absichtserklärung: ,,Ich will mehr Engagement und Augenmerk auf den Frauenchor legen.“ Das bringt ihm einen Sonderapplaus ein, und auch Kochs Anmerkung wird mit Wohlwollen aufgenommen, denn er bilanziert ,,Wir haben jetzt die juristischen Voraussetzungen geschaffen, dass der Verein weiter bestehen kann.“ Eindringlich führt er fort: ,,Das ist aber nicht das, was einen Verein am Leben erhält. Das sind die Mitglieder.  Die ,,Eintracht“ brauche junge Leute, sowohl im Frauen- als auch im Männerchor, appelliert er an alle, Bekannte und Freunde anzusprechen: „Die Arbeit geht jetzt erst los.“

Es sei „im Endeffekt ein Stühlerücken“ gewesen, bemerkt Steinmann danach gegenüber der OZ und erklärt, dass viele im Vorstand durch Arbeit, Familie und die Pflege alter Eltern mehrfach eingebunden seien. Ähnlich geht es auch Arnold. Der 60-jährige ist leitender Angestellter, hat zwei Kinder und hatte zuvor gehofft, dass sich „vielleicht einer findet, der in Rente ist und das Amt übernehmen möchte. Ich habe mich nicht danach gedrängt.“  Aber er habe auch nicht zuschauen können, wenn im Falle einer Auflösung „gleich vier Vereine vor die Hunde gehen.“

Er meint Frauen- und Jugendchor, aber auch die Männer, die eine Singgemeinschaft mit dem „Frohsinn“ Lörzenbach eingegangen sind: „Alleine wären sie nicht mehr singfähig, und auch wir wären es nicht“. Insgesamt sind es 35 Sänger, darunter 17 aus Fahrenbach. Bei den Frauen singen 28 Mitglieder, im Jugendchor 36. Er ist mit Steinmann einig, dass es entgegen einer weitverbreitenten Meinung nicht leichter, sondern schwerer ist, auf dem Dorf Mitstreiter zu gewinnen. Steinmann findet: „Das Image von Gesangvereinen ist unten: daran muss man arbeiten.“ Zusammen mit Koch will sich der Vorstand nun Strategien überlegen, wie sich das ändern und man neue Sänger interessieren kann. Arnold will auf typisches Odenwälder Liedgut setzen: „Die Leute hier mögen es nicht so steif.“ Allerdings könne man Trends wie Flashmobs oder Kneipensingen so nicht bedienen, gibt Steinmann zu bedenken.

Trotzdem sollen zunächst die Differenzen ausgeräumt werden. Und dann geht es an das nächste Projekt, den traditionellen Getränkestand bei der Fahrenbacher Kerwe. Doch daneben hat Arnold das kommende Jahr im Blick, wo der 125. Geburtstag der „Eintracht“ ansteht. Schon jetzt steigen die Verantwortlichen in die Vorbereitungen für das Großereignis ein, und der Vorsitzende ist überzeugt: „Das klappt, wenn alle zusammen helfen.“

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