"Enaus, enuff, enibber, enunner un' enei"
Humor:
Schauspieler Walter Renneisen unterhält das Publikum hervorragend mit
,,Deutschland, Deine Hessen" - Abschluss des Festwochenendes des
Gesangvereins Eintracht Fahrenbach
Ein
Potpourri der hessischen Sprache lieferte am Sonntagabend der Theater- und
Filmschauspieler Walter Renneisen in der Fahrenbacher Sporthalle. Mit seinem
Programm ,,Deutschland, deine Hessen" war der gebürtige Mainzer der krönende
Abschluss eines bunten Festwochenendes, das der Gesangverein Eintracht
Fahrenbach 110 Jahre nach seiner Gründung auf die Beine stellte. Zwei Stunden
lang plauderte Renneisen über die Hessen und ihre Mundart und sorgte damit für
gute Laune im Publikum.
,,Die Hessen sind schon ein ganz besonderes Volk", weiß er. Einen
waschechten Bayern erkenne man sofort, wenn er den Mund aufmache. Und ein Sachse
- ,,wenn er nicht gerade stumm ist" - könne sich sogar auf Mallorca nicht
verstecken. ,,Nix Genaues waaß mer net", sagt Renneisen aber über die
Hessen.
Für seine Reise durch sein Heimatbundesland interpretierte er Texte von großen
Dichtern wie Johann Wolfgang von Goethe und den Gebrüdern Grimm. Aber auch der
römische Historiker und Senator Publius Cornelius Tacitus schrieb laut
Renneisen schon über die Hessen: ,,Die Hessen haben trainierte Körper, einen
kräftigen Bau, trotzigen Blick, entschlossenen Mut, und für Deutsche haben sie
viel Verstand", zitierte der Schauspieler aus dessen Schriften.
Renneisen präsentierte aber auch eigene Lebensweisheiten. So ist seiner Meinung
nach der Satz ,,ei jei jei jei jei jei" durchaus vollständig. ,,Es kommt
nur auf die Betonung und den entsprechenden Gesichtsausdruck an", erklärte
er und lieferte die passende Mimik gleich mit.
,,Enaus, enuff, enibber, enunner un' enei." Dieser Wegbeschreibung eines
,,echten Heiners" konnte das Publikum dank seiner hessischen
Sprachkenntnisse gut folgen. ,,So hört sich die Antwort an, wenn ein
Bahnreisender am Darmstädter Hauptbahnhof den Bahnsteig wechseln muss und nach
dem Weg fragt", erklärte Renneisen, der mit seiner Darbietung einmal mehr
unter Beweis stellte, dass Ein-Mann-Stücke in seinem Repertoire nie fehlen dürften.
Ein weiterer Brüller in Renneisens Hessenexkursion war sicherlich das gerollte
,,R", das in der Wetterauregion zu Hause ist. ,,Nemme se des Audo, des hat
brarrere Rärrer", führte der heute in Bensheim-Auerbach lebende Komiker
den Dialekt gekonnt vor. Und er erklärte auch, warum im ,,Hessischen" so
viele Vornamen mit dem Buchstaben ,,S" anfangen. Denn Schorn (Jean),
Schorsch (Georg) und Scharlotte (Charlotte) müsse man ja schließlich dazu
rechnen.
Manchmal eigensinnig, manchmal charmant und immer in lockerer Mundart - eben wie
ein echter Hesse - führte Renneisen durch sein Programm. Obwohl inzwischen 70
Jahre alt, versteht er es immer noch, sein Publikum in den Bann zu ziehen. In
der Fahrenbacher Sporthalle hielten die Zuhörer jedenfalls gespannt den Atem
an, um keine seiner gut gesetzten Pointen zu verpassen und dann im passenden
Moment in lautes Gelächter auszubrechen.
,,Einfach klasse", war das Resümee von Ilse Chwialkowski. Sie ist gebürtige
Bremerin und wohnt erst seit zwölf Jahren in der Nähe von Darmstadt. ,,Ich
habe eine Weile gebraucht, um meine neuen Nachbarn zu verstehen", bekannte
sie schmunzelnd. Auf die Vorführung in Fahrenbach wurde sie von ihrer
Schwiegertochter hingewiesen. ciri
Schauspieler
Walter Renneisen begeisterte zum Abschluss des Festwochenendes zum 110-jährigen
Bestehen des Gesangvereins Eintracht Fahrenbach mit einer humorvollen
Hessenreise. Foto: Evi Church
Quelle: www.echo-online.de, Artikel vom: 09.06.2010